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17. Juni 2025 um 08:50 Uhr

Wenn der Landarzt geht: Wie Sachsen dem Ärztemangel begegnet

Das wiederholt sich leider noch zu oft: Der Arzt in der Nähe geht in Rente, eine Nachfolge ist nicht in Sicht. Im ländlichen Sachsen wird die Suche nach einem wohnortnahen Arzt zunehmend schwieriger. Das ist nicht nur ärgerlich, sondern kann ernsthafte Folgen haben: Denn wir brauchen Ärzte dort, wo wir leben!

Es gibt auch Mediziner, die sich bewusst für das Landleben und die ländliche Versorgung entscheiden. So wie der junge Allgemeinmediziner Dr. Maik Sauer, der sich in Großenhain, einer Gemeinde im Landkreis Meißen, niedergelassen hat. Er ist damit ein Beispiel für hoffentlich noch viele, es ihm gleich zu tun.

Von Dresden nach Großenhain

„Die Patienten sind schon anders als in der Großstadt. Dadurch, dass wir in der Praxis auch Palliativmedizin machen, begleiten wir die Menschen ein ganzes Leben. Hier ist man so richtig mittendrin und hat das Gefühl, dass man gebraucht wird“, sagt der junge Hausarzt.

Während des Studiums in Dresden lernte er seine Frau kennen. Auch sie studierte Medizin und arbeitet heute in der Praxis von Maik Sauer. „Für uns war klar, dass wir wieder auf das Land wollen“, erinnert sich der junge Arzt.

Über den Weiterbildungsverbund erfuhr er, dass der vorherige Arzt Eckehart Horn in Rente gehen und nach 51 Jahren seine Praxis abgeben möchte. „Nach meiner Ausbildung in der Klinik hat er mich für ein halbes Jahr angestellt. So konnte ich die Praxis kennenlernen und mich einarbeiten“, freut sich Maik Sauer. Im Januar 2022 übernahm er schließlich die Praxis komplett.

Junge Ärzte braucht das Land

Für Maik Sauer uns seine Frau war das ein Glücksgriff. „Die Praxis hat alles, was wir uns für unsere Pläne vorgestellt haben“, sagt der Mediziner. Nach der Übernahme wurde zunächst renoviert und neue Möbel angeschafft. „Wir wollen als junge Praxis herausstechen“, sagt Maik Sauer. Das Konzept kommt an. Die Praxis von Maik Sauer ist sehr nachgefragt. Teilweise besteht Überlast. „Dabei gilt Großenhain eigentlich gar nicht als drohend unterversorgt“, weiß der Arzt. Er fordert, dass in Arztpraxen - auch im ländlichen Raum - mehr ausgebildet wird. „Erst wenn man hier tätig ist, dann sieht man, wie es ist“, weiß Maik Sauer aus Erfahrung.

Mit seiner Praxis geht er als Beispiel voran. „Als Mandatsträger in der Ärztekammer und Mitbegründer des Jungen Forums bin ich immer interessiert, andere junge Kollegen und Kolleginnen für die Allgemeinmedizin und für die Tätigkeit auf dem Land zu motivieren“, sagt Maik Sauer. In den neuen Räumen schaffte er daher Platz für einen weiteren Arzt in Ausbildung. Auch als Lehrpraxis für die Uniklinik Dresden möchte er tätig sein.

Freistaat unterstützt künftige Landärzte

Genau hier setzt auch das Sächsische Landarztprogramm an. Seit 2022 unterstützt es Medizinstudenten und junge Ärztinnen und Ärzte dabei, sich bewusst für eine Tätigkeit im ländlichen Raum Sachsens zu entscheiden. Beispielsweise erleichtert es Abiturienten mit dem Wunsch, Arzt zu werden, den Studienzugang. Durch Kooperationen mit Lehrpraxen im ländlichen Raum, wie eben jener von Maik Sauer, bekommen Studenten frühzeitig die Möglichkeit, den Alltag einer Hausarztpraxis kennenzulernen. Zudem bietet das Programm finanzielle Anreize durch Stipendien oder auch für die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin.

In Sachsen stehen für das Medizinstudium aktuell 615 Studienplätze an den Universitäten in Leipzig und Dresden zur Verfügung. Zusätzlich gibt es 40 Studienplätze, die über die "Landarztquote" vergeben werden – und deren Bewerberzahl in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen ist. So gab es für das Wintersemester 2025/2026 über 100 Bewerbungen.

Das ist für uns eine sehr gute Entwicklung“, sagt der CDU-Gesundheitspolitiker  Dr. Sven Eppinger, der selbst auf langjährige Berufserfahrung als praktizierender Arzt blicken kann.

„Deshalb werden wir dieses von der CDU initiierte Programm fortführen und die dafür benötigten Gelder auch im Landeshaushalt bereitstellen. Fest steht aber auch: Es ist eine langfristige Aufgabe, den Ärztemangel im ländlichen Raum zu beheben, zumal die ersten Absolventen erst nach dem Studium und der Weiterbildung – die sie idealerweise schon zum Teil in Praxen und Krankenhäusern in ländlichen Gebieten Sachsens absolvieren – dort selbstständig tätig werden.“

(Bildnachweis: Alexander Fuhrmann I AdobeStock/NDABCREATIVITY)