Hintergründe
Hintergründe
04. Juli 2025 um 09:50 Uhr

Wie wird Sachsens Hochschullandschaft finanziert – und was bedeutet das für deren Zukunft?

Prof. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht, Rektor der TU Bergakademie Freiberg, erklärt die Hintergründe der Hochschulzuschussvereinbarung, ordnet die aktuelle Haushaltslage ein und blickt auf die Rolle der Hochschulen als Innovationstreiber im Freistaat. Ein Interview.

In Sachsen gibt es die Hochschulzuschussvereinbarung – was ist das?

Prof. Dr. Klaus-Dieter Barbknecht: Der Freistaat und die Hochschulen haben die Zuschussvereinbarung erstmals 2014 unterzeichnet. Sie sichert die Grundfinanzierung der Hochschulen in Sachsen ab. Das ist keine überaus üppige Finanzierung. Aber sie gibt den Hochschulen langfristige Planungssicherheit für die nächsten Jahre.

Um wie viel Geld geht es?

Barbknecht: Die aktuelle Vereinbarung regelt die finanzielle Grundausstattung der Hochschulen von 2025 bis 2032, außerdem werden Gelder für zusätzliche Aufgaben zur Verfügung gestellt. In diesen acht Jahren fließen – unter Berücksichtigung der Steigerung der feststehenden und zu erwartenden Tarif- und Besoldungserhöhungen – insgesamt rund 7 Milliarden Euro.

Warum ist das wichtig? 

Barbknecht: Der Freistaat Sachsen hat hier wirklich eine sehr hohe Form der Hochschulautonomie erreicht, die wichtig und gut ist. Das ist im Vergleich mit anderen Bundesländern – besonders, was die Größenordnung und die Dauer betreffen – schon sehr besonders. Dafür sind wir dem Freistaat sehr dankbar.

Wie blicken die Hochschulen in Sachsen auf den aktuellen Doppelhaushalt des Freistaates?

Barbknecht: Es ist ja ein Kompromiss-Haushalt – und es ist gut, diesen Haushalt endlich so abzuschließen. Was wir aber auch sehen, ist, dass wir für die Zukunft wieder einen Investitionshaushalt brauchen und es nicht nur ausreicht zu sparen. Das wird dann sicherlich der nächste Doppelhaushalt stärker zeigen als der jetzige.

Müssen die Hochschulen auch sparen?

Barbknecht: Wir sind schon heftig am Sparen. Das hat zum einen damit zu tun, dass in den letzten beiden Jahren eine deutliche Erhöhung der Tarifverträge gab, die über den Haushalt aber nicht ausgeglichen werden. Und das macht bei allen Hochschulen sehr viel aus.

Wie sehen Sie generell den Wissenschaftsstandort Sachsen?

Barbknecht: Wenn sie sich die Regionen anschauen, in denen Hochschulen in Sachsen sind, sind die Hochschulen dort die Treiber der Innovation und der wirtschaftlichen Entwicklung. Ich bezweifle, dass es in den Standorten wie Zwickau, Zittau, Görlitz, Freiberg oder Mittweida eine solch starke wirtschaftliche Ansiedlung gegeben hätte, wenn man dort nicht auf wirklich sehr gute Leute hätte zurückgreifen können. Und das sind die Hochschulen, die dafür sorgen, dass die Leute vor Ort sind.

Sachsen hat deutlich mehr Patente als andere Bundesländer im Westen …

Barbknecht: Wir haben insgesamt eine sehr starke Forschungslandschaft. Das sind nicht nur die Hochschulen, sondern auch die außeruniversitären Einrichtungen. Sachsen hat sich von jeher darauf verständigt, dass wir hauptsächlich MINT-Ausbildung betreiben, also technische und mathematisch-naturwissenschaftliche Bereiche. Das beginnt schon in den Schulen. Da kommt dann eben im Forschungsbereich sehr viel raus.

Kümmert sich die Politik genug um die Wissenschaft?

Barbknecht: Das soll jetzt nicht anbiedernd klingen, aber wir haben wirklich einen Ministerpräsidenten, der weiß, welchen hohen Wert die Bildung hat. Und wir haben eigentlich den Querschnitt der demokratischen Parteien, die das sehr ähnlich sehen und sich in den vergangenen Jahrzehnten intensiv um die Ressource Wissenschaft gekümmert haben.

Wie blicken Sie, wenn Sie auf die Hochschullandschaft blicken, in die Zukunft?

Barbknecht: Manchmal wird mit Blick auf Sachsen sehr auf die Probleme fokussiert. Ich sage: Wir haben hier einen Standort, in dem Kultur, Kunst, Wissenschaft eine große, sehr große Rolle spielen. Und das macht das Land wirklich sehr attraktiv.

Sie übergeben im Juli 2025 ihr Amt an ihre Nachfolgerin. Wie blicken Sie denn persönlich in Zukunft? Was sind jetzt Ihre nächsten Pläne?

Barbknecht: Na ja, ich werde also nicht nur Urlaub machen, sondern in einen gepflegten Unruhestand gehen. Ich habe andere Aufgaben übernommen, werde zum Beispiel weiter Vorlesungen halten. Das wird hoffentlich dazu führen, dass ich mich nicht langweile. Aber ich werde natürlich auch sehen, dass es jetzt etwas ruhiger wird bei mir.

Vielen Dank für das Interview!

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Das Fundament der Hochschulfinanzierung in Sachsen bildet somit die aktuell bis 2032 bestehende Zuschussvereinbarung zwischen dem Freistaat und den 15 staatlichen Hochschulen.

"Damit erhalten die sächsischen Hochschulen langfristige finanzielle Planungssicherheit – die nun auch im neuen Doppelhaushalt für das laufende und kommende Jahr mit jeweils rd. 760 Mio. Euro beschlossen wurde", sagt der CDU-Abgeordnete und Sachsens Wissenschaftsminister Sebastian Gemkow.

„Das ist ein deutliches Signal: Wir setzen weiterhin auf eine starke und innovative Hochschullandschaft in Sachsen, von der Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen profitieren!

Bildnachweis: AdobeStock/luckybusiness I TU BA Freiberg I AdobeStock/Gorodenkoff I Alexander Fuhrmann)